Pilotprojekt «Quartierblock Bäckeranlage»
Angesichts der zunehmenden Hitzesommer und des besorgniserregenden Baumverlusts in Zürich setzen wir uns aktiv für die Aufwertung der Aussenbereiche unserer Siedlungen ein. Während wir bereits Innenhöfe ökologisch umgestalten, zeigt die Realität im Strassenraum Handlungsbedarf. Mit dem Konzept der Superblocks, inspiriert von Barcelona, entwickeln wir mit Planikum Szenarien für einen Quartierblock Bäckeranlage.
Matthias Lüthi
Juni 2024
Eine Initiative der GBMZ zur «Umsetzung von Hitzeminderung, Förderung von Stadtbäumen und Aufwertung der Stadtnatur im Siedlungsraum»
Eines unserer vorrangigen Ziele ist es, in den kommenden Jahren die Aussenbereiche in unseren Siedlungen aufzuwerten, um den Anforderungen an den Schutz der Biodiversität und der Hitzeminderung gerecht zu werden. Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich auch in unseren Siedlungen bemerkbar, insbesondere in den innerstädtischen Standorten, die unter den Hitzesommern leiden. Leider sind derartige Extremereignisse inzwischen zur beunruhigenden Normalität geworden. Aus diesem Grund haben wir bei den Aussenraumsanierungen der Siedlungen «Feld» und «Zypressen» einen besonderen Fokus auf Klimaanpassungsmassnahmen gelegt. Der Innenhof der Siedlung «Engel» wurde bereits vor drei Jahren unter der Federführung einer Mietergruppe, die in der Siedlung lebt, ökologisch und klimafreundlich umgestaltet.
Strassenraumgestaltung steht im Widerspruch zu den Zielen des Fachplans Hitzeminderung
Während wir die Situation in den Innenhöfen in den Griff bekommen, zeigt sich im umliegenden Strassenraum ein ernüchterndes Bild. Der neu gestaltete Strassenraum rund um die Siedlungen «Feld» und «Engel» wurde hauptsächlich auf die Bedürfnisse des Autoverkehrs ausgerichtet, was sich deutlich negativ auf die Lebensqualität auswirkt. In der Schreinerstrasse gibt es beispielsweise viele Parkplätze für Autos, aber nicht einen einzigen Baum, dies steht im klaren Widerspruch zu den Zielen des Fachplans Hitzeminderung der Stadt Zürich. In deren Leitfaden sind generelle Handlungsfelder und Handlungsansätze zur Durchsetzung der Hitzeminderung aufgeführt. In einer Wirkungsanalyse wird am Beispiel der Siedlungen «Feld» und «Engel» eindrücklich das Potenzial der Massnahmen zur Reduktion der Hitze aufgezeigt.
Begegnungszone
Markanter Baumverlust in der Stadt Zürich
Im Oktober 2023 hat die Stadt Zürich Messdaten veröffentlicht, die zeigen, dass die Baumkronenfläche weiter abnimmt, hauptsächlich aufgrund von Bautätigkeiten und Naturereignissen. Die Auswertung der Daten zwischen 2018 und 2022 zeigt, dass die Baumkronenfläche in städtischen Siedlungsgebieten um etwa 64 Hektar abgenommen hat - das entspricht etwa 90 Fussballfeldern.
«Quartierblock Bäckeranlage»
Unsere Bitte an das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement Stadt Zürich vom Juli 2021, zur Behebung der unbefriedigenden Situation rund um die Siedlungen «Feld» und «Engel», blieb bislang unerfüllt. Deshalb haben wir erneut die Initiative ergriffen, um das Potenzial unserer städtischen Umgebung auszuloten.
Ausgehend vom städtebaulichen Konzept der Superblocks, das bereits erfolgreich in Barcelona angewendet wird, haben wir zusammen mit Planikum, einem Büro für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Szenarien für einen Superblock namens «Bäckeranlage» entwickelt. Die thermische Simulation der verschiedenen Varianten zeigt, wie effektiv eine Transformation des Stadtraums in diese Richtung sein könnte. Doch das ist nicht alles: Die verbesserte Aufenthaltsqualität, die vielfältigere Atmosphäre und das spürbar angenehmere Mikroklima tragen insgesamt zu einer gesteigerten Lebensqualität im Viertel bei.
Unsere Initiative führte dazu, dass Planikum von der Stadt Zürich beauftragt wurde, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen. Gemäss den Zielen von Grün Stadt Zürich sollten bereits im 2024 die ersten Massnahmen zur Hitzeminderung in der Schreinerstrasse umgesetzt werden.
Update Juni 2024
Leider wurde kürzlich bekannt, dass der Auftrag für die Machbarkeitsstudie gestoppt wurde und die erhofften Massnahmen nun doch nicht umgesetzt werden. Dies stellt eine erhebliche Enttäuschung für alle Beteiligten dar. Trotz der in Aussicht gestellten Sofortmassnahmen und der dringenden Notwendigkeit, die erforderlichen Massnahmen zur Hitzeminderung und der Aufwertung der Stadtnatur umzusetzen, bleiben diese aus.
Wir bedauern diese Entwicklung sehr und hoffen, dass in naher Zukunft dennoch Wege gefunden werden, die Lebensqualität rund um unsere Siedlungen nachhaltig zu verbessern.